Der Sinn des Lebens — wohl die meistgefragte Frage. Bitte vorher die anderen Schicksals-Artikel lesen/sehen/hören.
Heute geht es um das Warum, letztlich den Sinn, wofür diese ganzen Weltenwanderungen gut sein sollen.
In ›Schicksal 3 — Geburt‹ habe ich über den Weg gesprochen, der uns von unserer geistigen Heimat den weiten, weiten Weg herunter in die grobe Stofflichkeit führte. Mit dem großen Warum haben wir uns aber nicht beschäftigt, dabei ist das sicher jenes, was am interessantesten ist. Warum also machen wir uns auf diesen mühevollen Weg, bei dem es sogar möglich ist, auf der Strecke zu bleiben?
Angeschnitten hatte ich es ja schon: Dort oben, an der untersten Grenze der geistigen Sphäre, waren wir einst gelandet als Geistesstaub als Samenkörner, die zu einem geistig-bewussten Wesen heranreifen konnten. Vielleicht berührt uns ja deshalb das Wort ›Sternenstaub‹ so magisch? Wir waren an diesem Ort völlig unbewusst, man kann sagen, wir dümpelten willenlos am Meeresgrund des Geistigen vor uns hin, wie Algen sachte in der Dünung wehen. Ohne Willen, ohne Ziel, lediglich einen glimmenden Funken mit der Sehnsucht nach Entwicklung in uns. Dieser Funke, unser Allerinnerstes, ist es, der uns unablässig antrieb und antreibt, uns suchen lässt, ein Verlangen nach etwas Unbekanntem in uns am Brennen hält. Ein zwar unbewusstes Sandkorn, das aber schon damals unablässig göttliche Energie abbekam. Und doch hatte dieses Samenkorn schon damals die Fähigkeit mit in sich, diese Energie nach seinem Wollen zu lenken — nur war eben noch kein Wollen vorhanden.
Als Bild kam mir vor langer Zeit eine Kugel, die rundherum gleichmäßig verteilt Löcher aufwies. Stellt man sich vor, dass diese Kugel Energie erhält und die durch ihre Löcher nach außen strebt, und erweitert man das Bild auf grobstoffliche Verhältnisse, in denen wir uns diese Energie etwa als Luft oder Wasser vorstellen, das aus der Kugel hinaus strömt, dann lässt sich leicht nachvollziehen, dass sich die Kugel nicht vom Fleck bewegt. Denn der Rückstoß aus allen gleichmäßig verteilten Löchern hebt sich gegenseitig auf.
Nun besteht aber die Möglichkeit, dass sich unbewusste Geistsamen sozusagen bewähren, also bewusst werden können. Das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn kann man als entfernte Metapher dafür betrachten, wie sich gleich herausstellen wird.
Das Ziel für einen Geistsamen ist es, von seiner unteren Sphäre des Unbewusst-Geistigen hinauf in das Bewusst-Geistige zu gelangen. Hier hilft uns zum Verständnis das Bild der Kugel mit den gleich verteilten Löchern. Um an einen Ort zu gelangen, gibt es zwei Kräfte, die einen dabei unterstützen. Stellen Sie sich dafür vor, sie säßen auf einem Bürostuhl und wollten zur gegenüberliegenden Wand. Es gibt nun zwei Optionen: Entweder Sie werden dorthin geschoben oder Sie werden dorthin gezogen. Legen wir das Beispiel um auf das Ziel eines Geistsamenkorns, und das Ziel ist nach oben, so erkennen wir die beiden Energien, die uns dabei unterstützen: Nach oben zieht uns die Sehnsucht, also das, was und wohin wir wollen. Das ist die Kraft, die uns zu unserem Ziel hinzieht. Doch wir haben noch eine zweite Kraft, die uns zusätzlich schiebt. Das ist das, was wir nicht (mehr) wollen, die Abscheu.
Zu Beginn unserer Reise können wir aber nicht beurteilen, was wir wollen und was nicht, denn wir haben keinerlei Erfahrungen. Weder die Erfahrungen selbst, noch, wie es sich anfühlt, wenn wir drauf und dran sind, etwas zu tun, das für uns stimmig oder nicht stimmig ist. Ohne all das erlebt zu haben, können wir uns auch nicht entscheiden.
So simpel es auch klingen mag, unsere ganze nicht enden wollende Reise dient von Natur aus nur diesem Zweck: zu lernen, unsere Kräfte zu bündeln, indem wir das tun, was uns aufwärts zieht und von unten aufwärts schiebt. Dass diese Reise oft so mühsam ist und auch leidvoll, wäre keine Notwendigkeit. Wären wir von Anbeginn an bereit gewesen, bereits feine Sehnsucht und Abscheu entsprechend zu deuten und nach ihnen zu handeln, wäre die Reise mit einer Wanderung durch Sonnenschein und Regen zu vergleichen. Doch leider kommt einem immer wieder etwas in die Quere — der innere Schweinehund. Wie denn das?
Es gibt im Universum zwei Kräfte: die Harmonie und das Chaos. Yin und Yang. Die Natur neigt immer zu Heilung und Harmonie. Die Entwicklung hingegen zu Chaos. Doch beide Kräfte sind notwendig. In diesem Zusammenhang fällt mir eine immer wieder gehörte Aussage ein: »Um viel Freude zu erleben, muss man viel Leid durchgemacht haben.« Dieser Satz ist für mich symptomatisch für unsere Gesellschaft — wir pendeln ständig zwischen Extremen. Dabei ginge es auch einfacher und viel schmerzloser, wenn wir als ausgleichendes Element zur Freude die Ruhe verstehen.
Doch in der Ruhe liegt auch die Gefahr zur Bequemlichkeit. Und wir haben als geistige Grundeigenschaft die Möglichkeit des freien Willens. Während sich alles Wesenhafte immer in den Schöpfungsgesetzen bewegt, haben wir die Möglichkeit, dagegen zu entscheiden und handeln. Wir bringen mit dieser Fähigkeit das kreative Element in die Schöpfung ein — aber auch das Chaos. Denn während die eine vorhin erwähnte Kraft, die Harmonie, das Yin, von dem Wesenhaften vertreten ist, verkörpert das Geistige das aktive, chaosbringende Yang.
Was nach unserem ersten Eintreten in die Sphäre des Wesenhaften noch als tastendes Umherschmecken begann, mit dem wir uns orientierten — was sagt mir zu und was nicht — baut sich im Lauf der Zeit aus und wird zu echten Interessen und Abneigungen, zu Stärken und Schwächen. Wir haben nicht nur die Möglichkeit durch unseren freien Willen, uns gegen unsere Wahrnehmung zu entscheiden, ob ein Denken und Handeln ›stimmig‹ ist, sondern es besteht auch die Notwendigkeit, zu erfahren, was es bedeutet, sich für Nichtstimmiges zu entscheiden. Also zu lernen, unsere Wahrnehmung zu deuten und ihr zu vertrauen. Zudem kann es durchaus seinen Reiz haben, sich für Destruktives zu entscheiden, sei es zu viel und für den Körper ungeeignet zu essen, zu rauchen, sich auf Kosten anderer zu bereichern und all die anderen destruktiven Handlungen.
Auch wenn es noch einiges zu sagen gibt, können wir hier mit dem Artikel endend zusammenfassen: Wir sind als unbewusstes Geistsamenkorn zu schwach, um in die Sphäre des geistig Bewussten aufzusteigen. Doch selbst als letzter, unbewusster Niederschlag des Geistigen haben wir das Bedürfnis nach Betätigung und Entwicklung. Diese Entwicklung wird uns erlaubt und ermöglicht, aber wir haben sie uns zu erarbeiten, indem wir lernen, unsere Ziele zu bündeln — hinauf zu der lichteren Sphäre und weg von der weniger lichten, unbewussten. Dafür müssen wir durch Erleben lernen, was uns in diesem Sinn weiterbringt und was uns daran hindert.
Abschließend kurz eine Erweiterung dessen. Je höher eine Sphäre ist, umso lichter, leichter ist sie und vor allem auch umso intensiver und unverzüglicher wirken die Schöpfungsgesetze. Wo es hier im Grobstofflichen noch so schön heißen kann ›Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach‹ — und auch so ist — so ist in höheren Sphären zunehmend Wollen und Handeln identisch. Zudem wirkt die Anziehung der gleichen Arten dort viel intensiver als hier auf der Erde. Daraus ergibt sich, dass hier bei uns derzeit sehr große Gegensätze nebeneinander existieren können, was je höher, desto weniger möglich ist, weil sich dort Gleichartiges automatisch zusammenschließt. Gegensätze erlauben es uns aber, intensiver zu erleben, was uns im Sinn unserer Aufgabe — also Sehnsucht und Abscheu — hilfreich ist. Wir erkennen auf diese Weise viel besser, was uns aufwärts hilft und was uns niederhält. Aus diesem Grund ist das Leben hier auf der Erde ein für jeden Menschen entscheidender Entwicklungs- und Wendepunkt unsers Seins, nicht des aktuellen Lebens.
Was uns in die Quere kam, unseren Weg so erschwert hat, womit und warum wir ständig zu kämpfen haben, davon hören Sie im nächsten Schicksalsartikel ›Karma‹.