Heilung
Wahrnehmung ist das wichtigste, vielleicht sogar einzige Werkzeug, das uns den Weg zur Heilung zeigt.
Aber beginnen wir vorne, um uns heranzuarbeiten, warum das so ist.
Wir bestehen aus einer bestürzend geschlossenen Einheit, die ist, wie sie ist.
Um sich das zu verbildlichen, stellen Sie sich eine Tonne vor, in der Sie bequem sitzen können. In dieser Tonne ist absolut alles, was Sie ausmacht: Natürlich ihre äußere Erscheinung mit allem Drum und Dran, Ihre Krankheiten, all Ihre Fähigkeiten und Ängste, sämtliche Muster, alles Erlernte und Erlebte, alle Werte und Einstellungen, all Ihre Erinnerungen und Erfahrungen, Ihre Strategien, Probleme zu lösen, unbewussten Reaktion — einfach alles.
Aus welchem Grund auch immer sind Sie vielleicht mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Seien es Krankheit oder emotionales Leid, berufliche oder beziehungsmäßige Probleme. Sie wünschen sich Heilung, wünschen sich, dass etwas anders wird. Unzählige Male schon haben sie gelesen, geredet, vielleicht einen Therapeuten besucht, aber es will sich nicht der Zustand einstellen, den Sie ersehnen.
Der Hauptgrund liegt in der Tonne. Mit allen Bemühungen werden sie nur sehr schwer und langsam oder vielleicht gar nicht Ihrem Ziel näher kommen. Und das ist völlig logisch. Denn:
Einerseits möchten Sie, dass etwas anders wird.
Anderseits aber verwenden Sie immer die altbekannten Strategien.
Es kann nichts Neues aus sich heraus werden, Sie kochen so lediglich in Ihrem eigenen Saft und rühren den wieder und wieder um. Für Veränderung sind einfach Impulse von außen notwendig.
Um diese Impulse zu bemerken, ist unsere Wahrnehmung das einzigmögliche Instrument. Damit meine ich nicht die Wahrnehmung der fünf grobstofflichen Sinne, sondern die innere. Mit diesem feinen Werkzeug sind wir nämlich in der Lage, uns selbst zu beobachten. Somit sind wir auch in der Lage, Geschehnisse von uns losgelöst wahrzunehmen, sogar in ihrer Qualität und in Bezug auf uns selbst.
Machen wir doch eine kleine Übung. Nachdem Sie die folgenden Zeilen dieses Absatzes gelesen haben, versuchen Sie das zu tun, was ich nun anbiete. Setzen Sie sich bequem hin und entspannen Sie sich. Legen Sie die Hände entspannt in Ihren Schoß oder auf die Sessellehne und beobachten Sie ein paar Züge lang Ihrem Atem. Sollten sich Gedanken vordrängen, so sagen Sie ihnen freundlich, sie mögen sich in fünf Minuten wieder melden, jetzt hätten Sie keine Zeit. Dann hören Sie einfach nur, wobei Sie darauf achten, die Geräusche aus sämtlichen Richtungen einzubeziehen. Gehen Sie sanft den Impulsen nach, hören Sie ihnen nach. Bleiben Sie bei keinem lang, es geht vielmehr um die Vielfalt. Vielleicht haben Sie ja das Bild, Ihre Ohren würden sich drehen wie ein Radarschirm. Hören Sie auch in Ihren Körper hinein und spüren Sie hinein. Was hören, was spüren Sie? Machen Sie die Übung fünf Minuten lang.
Haben Sie den Unterschied bemerkt gegenüber unserem üblichen Sein? Normalerweise leben wir an einer Peripherie und werden zudem ständig von unseren Gedanken zurnächsten peripheren Handlung verführt. Wir nehmen weder bewusst wahr, was in, noch was um uns herum geschieht.
Während unsere kleine Übung nur den Unterschied zwischen normalem Dahinleben und bewusstem Sein gezeigt hat, geht es aber noch weiter. Denn unsere Wahrnehmung ist zu viel mehr in der Lage bis hin, uns in allen Lebenssituationen zu leiten. Wenn wir sie bewusst einsetzen, kommen wir irgendwann in die Lage, zu spüren, wann unser Denken und Handeln im persönlichen Fluss ist und wie nicht.
Ihre Wahrnehmung ist das Wichtigste, das Sie auf Ihrem Weg zu mehr Glück begleiten kann. Denn sie ist in der Lage, weit über unsere stoffliche Sphäre hinaus Zusammenhänge zu spüren.
Es ist aber nicht nur der Weg zum Glück, sondern auch der heraus aus dem Unglück, egal, welche Form das Leid auch haben mag. Wahrnehmung ist hilfreiche für jede Art der Heilung, kann den Prozess, eine Lösung zum Wandel zu finden, erst ermöglichen oder unglaublich beschleunigen. Deshalb bekommt sie die prominente Position im Leitartikel des Bereichs ›Heilung‹.
Durch den Herzöffnenden Kommentar zum Freitod von Clemens habe ich Sie entdeckt und werde seither immer neugieriger auf alles, was ich von Ihnen finden kann. Danke für Ihr ganzes Schreiben, die schönen Fotos von Ihren Reisen, für die Einfachheit und Schlichtheit Ihrer Texte, in denen ich wieder meine Rückverbindung mit dem Ganzen entdecken kann.
Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte, Annette! Dass die Texte das bewirkten, macht mich froh!
Dass Sie sogar diese Seite gefunden haben, macht mich etwas verlegen. Es macht nicht viel Sinn, diese Seite und ›Urvertrauen‹ parallel zu führen. Aber ich kann mich von dieser Seite hier schwer trennen, weshalb ich sie noch nicht aufgelöst habe. Ach ja, das mit dem Loslassen 🙂